Eine inklusive Unternehmenskultur ist ein wichtiger Schritt, um den Herausforderungen des Arbeitsmarktes zu begegnen und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Durch Inklusion am Arbeitsmarkt können Unternehmen unter anderem potenzielle Beschäftigte gewinnen und die langfristige Bindung von qualifizierten Mitarbeitenden fördern. Die Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber und Beschäftigte sind vielfältig und individuell.
Um mittelhessische Betriebe über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in der Praxis sowie über Unterstützungsangebote zu informieren, hatte der Arbeitskreis Neue Wege zur Fachkräftesicherung des Regionalmanagements Mittelhessen, Arbeitgeber zur Veranstaltung „Arbeitsmarkt und Inklusion: Potenziale für mittelhessische Betriebe“ am Dienstag, den 17.10.2023 in die Buderus Arena Wetzlar eingeladen. In der Veranstaltung berichteten zwei Unternehmensvertreter über ihre Erfahrungen und gaben Impulse für den Austausch der Teilnehmenden. Larissa Albohn von der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber Gießen
(EAA) und Leiterin des Arbeitskreises Neue Wege zur Fachkräftesicherung moderierte die Veranstaltung und ging mit den Dialogpartnern ins Gespräch.
Egon Hohl, Inhaber der Firma Logo-Tex aus Wetzlar, berichtete von einer Mitarbeiterin mit Tourette-Syndrom, die im Betrieb bereits eine Ausbildung zur Fachkraft Mediengestaltung abgeschlossen hat. Ziel war es nun, die Beschäftigung langfristig zu sichern und einen nachhaltigen Arbeitsplatz zu schaffen. Um für die Mitarbeiterin den Druck im Umgang mit Kund:innen zu reduzieren, konnte ein Büroraum ausgebaut und mit einer neuen Maschine ausgestattet werden. Hierdurch wurde zusätzlich die Angebotspalette des Betriebes erweitert. Die Maschine und die notwendige räumliche Ausstattung wurden durch eine hohe Förderung des Integrationsamtes und einen niedrigen Eigenanteil des Unternehmens finanziert. Unterstützt wurde Herr Hohl von Monika Mundt, Fachberaterin für Inklusion der EAA Lahn-Dill.
Mundt betonte, dass der Arbeitsplatz mehr an den Menschen angepasst werden muss und nicht der Mensch für den Arbeitsplatz angepasst werden sollte. So lassen sich gute Lösung sowohl für Menschen mit Behinderung als auch für die Betriebe erzielen. Die EAA sind in allen Landkreisen in Hessen aktiv und beraten Arbeitgeber rund um das Thema Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung und vermitteln zu passenden Ansprechpartner:innen in den Kommunen und zu Förderangeboten. Die EAA werden vom Landeswohlfahrtsverband Hessen Integrationsamt aus Mitteln der Ausgleichsabgabe finanziert.
Ein weiterer Dialogpartner der Veranstaltung war Uwe Eckhardt, Mitarbeiter der Firma SKT Solmser Kunststofftechnik GmbH. Durch eine schwere Erkrankung seines Sohnes, die während der Ausbildung eintrat, konnte sein Sohn diese zwar abschließen, jedoch war die Weiterbeschäftigung im Ausbildungsbetrieb nicht möglich. Nach dem Wechsel zu SKT übernahm Eckhardt die Einarbeitung seines Sohnes. Die Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar unterstützte die Firma und förderte zunächst die gesamten Lohnkosten für eine dreimonatige Probebeschäftigung. Nach dieser Phase konnte die Einstellung erfolgen und die Agentur für Arbeit zahlte einen Eingliederungszuschuss und übernahm die Kosten für eine Weiterbildung. Dirk Köhler, Arbeitsvermittler und Reha/SB Spezialist im Arbeitgeberservice der Agentur unterstützte das Unternehmen dabei. Köhler betonte im Dialog, dass man in der Praxis vieles ausprobieren muss und er immer bereit ist, Alternativen zu ermöglichen. Beispielsweise wurde während der Probebeschäftigung festgestellt, dass eine Vollzeitstelle zu belastend für den Beschäftigten war und zu krankheitsbedingten Ausfällen führte. Durch eine Reduktion der Arbeitszeit und Gleitzeit konnte eine einfache Lösung gefunden werden.
An der gelingenden Inklusion der beiden Unternehmensbeispiele war auch der Integrationsfachdienst Gießen/Wetzlar (IFD) beteiligt. Maren Huber und Laura Ruppert, IFD-Mitarbeiterinnen am Standort Wetzlar, berichteten in der Veranstaltung über ihre Arbeit. Der IFD berät, begleitet und unterstützt Beschäftigte am Arbeitsplatz sowie deren Arbeitgeber. Diese Form der Unterstützung zielt unter anderem darauf ab, nicht nur die beruflichen, sondern auch die
psychischen und sozialen Aspekte des Inklusionsprozesses zu berücksichtigen. Die Arbeit des IFD trägt maßgeblich zu einer nachhaltigen Beschäftigung und Arbeitsplatzsicherung bei.
Zum Abschluss der Veranstaltung berichtete Andreas Joneck, Geschäftsführer der Bundesliga-Betreibergesellschaft des RSV Lahn-Dill über die Entwicklung des Vereins und Rollstuhlbasketball. Der Verein und der Sport insgesamt haben in den vergangenen Jahrzehnten an Bekanntheit gewonnen. Neben der Professionalisierung des Sports ist auch der Akzeptanzgewinn in der breiten Öffentlichkeit ein großer Gewinn für Menschen mit Behinderung. Nach dem
Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Rollstuhlbasketball auszuprobieren.
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Foto Credit: Tilman Lochmüller